Vom Superkleber über den Lotuseffekt bis hin zu Solarzellen – die Tier- und Pflanzenwelt ist eine unglaubliche sowie unerschöpfliche Quelle der Inspiration, die auch für die menschliche Welt der Architektur und des Designs kreative, beeindruckende und clevere Fähigkeiten, Strukturen, Formen und Techniken bereithält: „Von Ameise bis Wombat: Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft“…
Menschen sind nicht nur an dem köstlichen Honig der Honigbienen interessiert, sondern auch von ihren Baukünsten fasziniert. Das Geheimnis des Honigbienenstocks ist das Hexagon, das sechs gleich lange Seiten hat. Es ist leicht und trotzdem stabil, und bietet maximalen Raum bei minimalem Einsatz von wertvollem Wachs. Für den Bau des Bienenstocks stellen Honigbienen ihr eigenes Material her. Mit besonderen Drüsen erzeugen sie ein Wachs, das weichgekaut zu sechseckigen perfekten Waben geformt wird. Diese Struktur kopieren Menschen, um neue Konstruktionen zu entwickeln, die leicht und stark sind. Auf der ganzen Welt entstehen Gebäude aus Sechsecken, wie zum Beispiel das Eden Project in Großbritannien.
Arbeitstermiten sind nur so klein wie ein Reiskorn, wissen aber, wie man groß baut. Aus Erdklumpen, Speichel und Dung konstruieren sie Wolkenkratzer – zumindest für Termiten. Das Leben in der heißen Savanne verlangt nach Kreativität, daher haben Termiten ihre ganz eigene Klimaanlage entwickelt. Sie bauen ein großes Netzwerk aus Tunneln, Kaminen und Luftlöchern, um kühle und frische Luft in das Nest darunter zu leiten und heiße, abgestandene Luft entweichen zu lassen. Inspiriert davon bauen Menschen turmhohe Häuser wie das Eastgate Center in Simbabwe, die sich im heißen Klima selbst kühlen können. Diese haben Röhren, Schlote und Wände, die Luft durchfließen lassen. Das spart auch eine Menge Energie.
Der Gießkannenschwamm ist ein Tier und lebt in der Dunkelheit der Tiefsee. Er hat kein Gehirn, kein Herz, keinen Mund und auch keine Muskeln. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren ist er fest im Boden verankert und kann weder schwimmen noch kriechen. Der Gießkannenschwamm besteht aus einem langen Röhrenskelett aus Glas, dass durch seine starke Struktur den Strömungen standhält. The Gherkin ist ein Wolkenkratzer in London, Großbritannien, dessen Zickzackmuster und gerundete Form das Skelett des Gießkannenschwammes imitieren. Die Struktur ist extra-stark und leitet Frischluft in das gesamte Gebäude.
Gebäude, Systeme oder Produkte, die von der Natur inspiriert sind: In der Bionik – die Nachahmung von Funktionen, Strukturen und Prinzipien – verschmelzen Biologie und Technik miteinander. Und die Natur hat, was Effizienz, Widerstandsfähigkeit, Konstruktion und Material angeht, Erstaunliches sowie unglaublich Phänomenales zu bieten, wie Christiane Dorion in ihrem Sachbilderbuch „Von Ameise bis Wombat: Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft“* zeigt.
Darin stellt sie clevere Designs, starke Strukturen und bemerkenswerte Methoden vor, die die Natur im Laufe der Evolution perfektioniert hat, und die sich die Wissenschaft zu Nutze macht; der schier unerschöpfliche Fundus sowie die innovativen Verfahren bieten Chancen und Möglichkeiten für eine nachhaltigere Zukunft in den unterschiedlichsten Bereichen. Damit das nicht ganz so abstrakt ist, geben die farbenfrohen Illustrationen von Yeji Yun wundervoll einen visuell-kindgerechten Einblick in diese komplexe und doch sehr spannende Thematik.
Eure Janet
Text: Christiane Dorion
Illustration: Yeji Yun
Übersetzung: Alexandra Titze-Grabec
Verlag: E.A. Seemann Verlag
Erscheinungsjahr: 21. April 2023
Altersempfehlung: 4 bis 7 Jahre
ISBN: 978-3-8650-2495-4
Bildquelle: © E.A. Seemann Verlag