Sex ist etwas, das die Menschen schon immer beschäftigt, fasziniert und beeinflusst hat. Wie wir über Sex reden und denken und wie wir Sex haben, hängt von unserer Umgebung ab. Manches, das uns heute in Bezug auf Sex ganz natürlich vorkommt, ist in Wirklichkeit die Folge mehrerer tausend Jahre menschlicher Gedanken, Ideen, Hoffnungen und Gefühle. Wir sind ein Teil einer Gesellschaft. Diese prägt uns und unsere Sicht auf alles, was Sex betrifft. Normen im Zusammenhang mit Sex entstehen durch Gesetze und Vorschriften, Kunst und Kultur, Religion und Politik: „Sex: Mit nackten Tatsachen durch unsere Kulturgeschichte“…
Im Mittelalter wurde das Christentum zur wichtigsten Religion in Europa. Die Kirche gewann so an Macht und Einfluss auf das Leben der Menschen. Beinahe alles, was mit körperlichen Wohlbehagen zu tun hatte (wie Sex oder auch nur an Sex zu denken), galt als Sünde. Die Menschen mussten die Sünde um jeden Preis vermeiden. Nach Ansicht der Kirche war Sex ein notwendiges Übel, das man ertragen musste, um Kinder zu zeugen. Erlaubt war nur Sex zwischen Ehemann und Ehefrau, alles andere war eine Sünde. Das bedeutete nicht, dass die Menschen mit diesen Dingen aufhörten, im Gegenteil: Dass die Menschen auf angeblich sündige Weise Sex hatten, blieb ein Problem für die Kirche und die Machtinhaber.
Es gab schon immer Menschen, die nicht den vorherrschenden Normen und Idealen entsprachen, und die sich gegen sie auflehnten. Aber erst in den 1990er Jahren wurden diese ungeschriebenen Vorschriften überhaupt als Normen benannt. Bei vielen Normen geht es darum, wie Männer und Frauen zu sein haben. Eine weitere Norm, die in Frage gestellt wird, ist die heterosexuelle Norm, bei der es als selbstverständlich gilt, dass Menschen heterosexuell sind. Heute wird immer häufiger von Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck gesprochen. Bei der Geschlechtsidentität geht es darum, welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt, und beim Geschlechtsausdruck darum, wie diese Identität nach außen hin zum Ausdruck gebracht wird.
In „Sex: Mit nackten Tatsachen durch unsere Kulturgeschichte“* geht es um einen sehr weit gefassten Begriff von Sex. Elin Hägg untersucht, wie Menschen sich dazu verhalten haben; welche Vorstellungen sie beispielsweise von Geschlecht, nackten Körpern, der Entstehung von Kindern oder Weiblichkeit und Männlichkeit hatten; anhand von Beispielen aus der Forschung, Büchern, Filmen, Kunstwerken, Mythen und Erzählungen – speziell fokussiert auf die Geschichte der westlichen Gesellschaften, mit dem Schwerpunkt Europa.
Von den Anfängen bis zur heutigen Zeit: Chronologisch aufgebaut in einer gelungenen Mischung aus informativen Fakten, sachlichen Begriffserklärungen und tollen – teilweise expliziten – Illustrationen ist es nicht nur ein aufschlussreicher Einstieg in die Thematik des Sexualverhaltens der Menschheit, sondern auch ein spannender Überblick, wie sich der Umgang mit Sexualität, Geschlecht, Intimität und Liebe im Laufe der Zeit verändert hat.
Eure Janet
Text: Elin Hägg
Illustration: Elin Hägg
Übersetzung: Katharina Erben
Verlag: Klett Kinderbuch
Erscheinungsjahr: 15. Februar 2024
Altersempfehlung: ab 12 Jahre
ISBN: 978-3-9547-0295-4
Bildquelle: © Klett Kinderbuch