Wundervoll anders

Wundervoll einzigartig

Wir alle denken, lernen und verhalten uns auf unsere besondere Weise. Verhalten, Erfahrungen, Persönlichkeit und Unterschiede gehören zu den einzelnen Teilen, die uns ausmachen. Die Zellen unseres Körpers enthalten sogenannte „Bauanleitungen“, die Gene. Und in unserem Gehirn sind es rund 100 Milliarden Zellen. Die häufigsten sind Nervenzellen, die Neuronen. Sie haben Zweige mit Verbindungen, den Synapsen und lange Fortsätze, die in Schichten von Glia eingebettet sind. Sie haben die Aufgabe, Botschaften in das und aus dem Gehirn weiterzuleiten.

Außerdem werden im Gehirn viele verschiedene chemische Stoffe und Hormone freigesetzt. Diese beeinflussen, wie wir denken, fühlen, handeln und reagieren. Wenn Chemikalien, die Kommunikation zwischen den Nervenzellen ermöglichen, dann heißen sie Neurotransmitter. Alle Bereiche des Gehirns sind mehreren Einflüssen ausgesetzt. Einige Einflüsse können wir kontrollieren, andere aber nicht. Manche Unterschiede im Gehirn sind größer als andere. Jedes Gehirn arbeitet auf seine besondere Weise. Es verwaltet alle Wahrnehmungen und bestimmt Kommunikationsfähigkeiten, Erinnerungen, Bewegungen, Gedanken und formt uns zu einer einzigartigen Person.

Autismus-Spektrum, ADS/ADHS, Dyspraxie, Dyslexie, Synästhesie oder Dyskalkulie – in „Wundervoll anders“* nimmt Louise Gooding die funktionale sowie psychische Vielfalt und die Individualität des Gehirns in den Fokus. Neurodivergenz ist eine naturwissenschaftlich belegte Tatsache und bezieht sich auf alle Menschen. Jedes menschliche Gehirn arbeitet anders und auf seine Weise. Unterschiede in den Gehirnfunktionen wie in der Wahrnehmung, Motorik, Struktur, Kommunikation, Interkation, im Denken, Lernen, Fühlen oder im Verhalten sind so natürlich wie Unterschiede bei der Hautfarbe oder der Körpergröße. Für viele neurodivergente Menschen – Kinder sowie Erwachsene – liegt die größte Herausforderung darin, in einem gesellschaftlichen Leben zurechtzukommen, das bisher vor allem auf neurotypisches Erleben und Verhalten ausgerichtet ist. Hier setzt das Buch an und fördert ein Bewusstsein dafür, stärkt die Aufmerksamkeit dahingehend und öffnet Räume für Gespräche und das Verständnis.

Eure Janet

PS: Ein kleiner persönlicher Hinweis: Das Buch arbeitet oft mit dem Begriff „Diagnose“ – der impliziert jedoch, dass Neurodivergenz bzw. Neurodiversität eine Erkrankung, Defizit oder Behinderung ist. Was als stigmatisierend, unzureichend sowie kategorisierend empfunden werden kann. Das Gehirn von neurodiversen Menschen unterscheidet sich funktional von neurotypischen Menschen, und das kann unter anderem auch mit erheblichen Einschränkungen und Herausforderungen im alltäglichen Leben einhergehen, bei denen Therapien, individuelle Förderung oder medizinische Behandlungen als Unterstützungsmöglichkeiten helfen. An sich aber geht es beim Konzept der Neurodivergenz und Neurodiversität darum, die Vielfalt der Gehirne zu beschreiben.