Die Gummibärengruppe findet sich im Kindergarten zu einem Gesprächskreis zusammen. Erzieher Kai fragt die Kinder nach Dingen, Erlebnissen oder Momenten, die sie beschäftigen. Die Kinder legen los und erzählen ihm die verschiedensten Geschichten: Vi von einem Besuch auf dem Jahrmarkt mit ihrer Tante, Tuyeni von einer Geburtstagsrettung, Rafael von einem Faultier und Zähneputzen, Malina von einem Einkaufsbummel, Alia von einer Situation im Schwimmbad und Lou von einem Spaziergang im Park. Alle irgendwie verbunden mit Überraschungen oder Begegnungen, die sich für die Kinder nicht gut anfühlen, aber über die sie – vor allem auch mit Erwachsenen – sprechen sollten: „Wir packen das und sagen was“…
Tuyeni ist bei ihrer Tante Sophia und Onkel Claas zu Besuch auf ihrem Bauernhof. Ihre Cousine Lissi hat Geburtstag, und den wollen sie zusammen feiern. Überall hängen schon Schmetterlingsballons und Girlanden. Tante Sophia verziert noch den Kuchen, während Onkel Claas die Partygäste mit der Kutsche abholt. Doch sie haben nicht mit Kater Harrie-Klaus gerechnet, der alle Vorbereitungen ganz doll durcheinanderwirbelt. Blitzschnell muss ein Plan zur Geburtstagsrettung her. Tante Sophia flickt die Girlanden und pustet neue Luftballons auf. Und Tuyeni soll zum Supermarkt laufen, um alles für die Ersatzwaffeln zu holen. Als sie dort gerade an der Kasse steht, fasst eine ältere Frau Tuyeni in die Haare. Aber Tuyeni möchte gar nicht angefasst werden, schon gar nicht von Menschen, die sie nicht kennt. Es ist schließlich ihr Körper, und keiner hat das Recht, sie einfach zu berühren.
Seit Wochen versucht Malinas Mama eine ganz bestimmte Mütze für sie zu besorgen. Eine schwarze Mütze mit einem weißem M darauf. M wie Malina. In einem Geschäft hat sie Glück und lässt diese extra reservieren. Zusammen machen sich Malina und ihre Mutter auf den Weg. Doch Mama muss allein in den Laden, da Malina durch die großen Stufen vor dem Geschäft mit ihrem Rollstuhl nicht hineinkommt. Als sie draußen wartet, hat sie eine Idee. Malina möchte ihre Mama mit einem Eis als Dankeschön überraschen. Mit den zwei Eisbechern rollt sie über den Platz zurück. Vor dem Geschäft wieder angekommen, geht auf einmal ein Ruck durch Malinas Körper. Die beiden Eisbecher landen auf dem Gehweg, und ihr Rollstuhl wird einfach ungefragt losgeschoben. Dabei möchte Malina das gar nicht und braucht auch keine Hilfe. Zum Glück kommt in dem Moment ihre Mutter heraus, und die Person entschuldigt sich. Die Situation hat Malina große Angst gemacht.
In den neun Vorlesegeschichten „Auf dem Jahrmarkt“, „Die Geburtstagsrettung“, „Das Buch vom kleinen Faultier“, „M wie Malina“, „Der Or-ni-tho-lo-ge“, „Das Piratenschiff“, „Schwimmen macht hungrig“, „Die verkorkste Tüte“ und „Ausflug in den Zoo“, die Regina Feldmann und Judyta Smykowski in „Wir packen das und sagen was“* erzählen, geht es um Themen wie Grenzüberschreitungen und Privatsphäre, Berührungen und Körperkontakt, Begrüßungs- oder Verabschiedungssituationen, Nähe und Distanz, Gefühle und Selbstvertrauen, Respekt und Wertschätzung. Füreinander, zueinander und miteinander. Von Person zu Person. Von Mensch zu Mensch.
Eingebettet in die kindliche Lebenswelt, mit viel Leichtigkeit und Empathie sowie ganz wunderbarer Begleitung durch Fragen und Infokästen für Kinder und Erwachsene, die Erklärungen der jeweiligen Situation und Anregungen für Gesprächsimpulse geben. Eine gelungene fantastische, harmonische Balance zwischen Informieren und Alltagsabenteuern, zum Reflektieren und Weitererzählen. Mit den Illustrationen von Christiane Fürtges dynamisch charmant in Szene gesetzt. Rundum so wichtig und richtig, Bewusstsein und Aufmerksamkeit für Gefühle, Bedürfnisse, Rechte und Wünsche sowie zu all dem oftmals noch viel zu Unsichtbaren zwischen uns zu schaffen.
Eure Janet