Der erste Schultag
Clara ist so aufgeregt, dass es nicht nur in ihrem Bauch kribbelt, sondern auch in den Beinen und in den Fingern. Sogar in den Ohrläppchen. Clara ist ab heute ein Schulkind. Und der erste Schultag ist wichtig. Deswegen schubst sie die Tür zum Schlafzimmer von Mama und Mami mit einem Rums auf. Clara will unbedingt das rote Kleid anziehen, die lila Strumpfhose, und die Spangen mit den Katzen braucht sie auch. Laura, ihre Freundin, und sie wollen heute genau gleich aussehen. Während Mami und Clara nach dem Kleid suchen, kümmert sich Mama um das Frühstück.
Verflixt! Das Kleid ist noch in der Wäsche. Es hat einen Fleck. Mami wäscht ihn in der Waschküche per Hand aus. Mama bürstet Clara in der Zeit. Aber als sie die Spangen in das Haar klippen will, geht das Kätzchen ab. Es sollte doch ein fröhlicher Tag werden, und nun läuft nichts nach Plan. Dabei hat sich Clara so darauf gefreut. Mami gibt ihr einen Kuss. Sie haben ja noch genug Zeit, dass Kleid zu föhnen, die Spange zu kleben und zu frühstücken. Ein Glück, dass Clara die beiden so früh aus dem Bett geholt hat. Und nach einem Bissen Marmeladenbrot und einem Schluck Kakao lächelt Clara wieder…
Die geborgte Oma
Schon wieder zu spät! Ella ist enttäuscht. Alle anderen Kinder sind schon abgeholt. Nur Papa und Linus sind wieder viel zu spät. Dabei sollte alles mit dem Umzug besser werden. Papa kann nun von zu Hause arbeiten und wollte eigentlich mehr Zeit für Linus und Ella haben. Aber Ella findet, dass alles schon wieder wie vorher ist. Und nun hat Papa auch gleich wieder eine Besprechung, und sie müssen sich beeilen. Solange er am Computer sitzt, sollen Ella und Linus spielen. Dafür verspricht er, dass sie etwas Schönes machen, wenn er fertig ist.
Als die drei durch den Hinterhof zur Haustür laufen, schaut gerade eine ältere Frau aus dem Fenster im Erdgeschoss. Sie stellt sich als Frau Berger vor und erzählt, dass sie sich freut, dass Ella und Linus in den Haus gezogen sind. Sie sieht ihre eigenen Enkelkinder ganz selten. Ella und Linus können gern bei ihr klingeln; Nudeln mit Tomatensoße hat sie immer da. Ella und Linus finden Frau Berger ganz nett. Und als Papas Meeting auch viel länger dauert als geplant, merkt auch er, dass es nicht so weitergeht. Sie brauchen Unterstützung. Zumindest für den Anfang, bis es auf der Arbeit läuft. Ella grübelt; bitte nur keinen Babysitter. Ihr muss etwas anderes einfallen. Vielleicht könnten sie sich ja Frau Berger mal ausleihen? Als Oma!
Familiengeschichten zum Vorlesen
Familienleben ist voller Momente und Augenblicke, voller Erlebnisse und Erfahrungen, voller Höhen und Tiefen, voller Aufs und Abs. Es können sogar mal die Fetzen fliegen. Es folgt nicht immer einem Plan. Eine Formel oder Struktur fürs Zusammenleben, die für alle passt, gibt es nicht. Ob Kleinfamilie, Ein-Eltern-Familie, Patchworkfamilie, Pflegefamilie, Adoptivfamilie, Regenbogenfamilie, Großfamilie, Wahlfamilie, Mehrgenerationenfamilie, Lebensgemeinschaft, soziale oder Co-Elternschaft – jede Familie für sich hat ihre ganz eigene, ganz individuelle Geschichte.
Mit „So sind Familien: Lauter liebevolle Vorlesegeschichten“* bietet Judith Allert Einblicke in das Leben unterschiedlichster Familien. Kleine Alltagsabenteuer und -situationen; spannend und lustig, laut und leise, vielfältig und vielseitig. Einfach und eben so wie Familien- und Zusammenleben ist. Die liebevoll-charmanten, farbenfrohen Illustrationen von Marie Braner ergänzen nicht nur den gesamten Kontext anschaulich, sondern jede einzelne Erzählung wunderbar. 14 kunterbunte Vorlesegeschichten für die ganze Familie.
Eure Janet
PS: Schön wäre es, wenn es in diesem Konzept noch weitere Geschichten gäbe würde, mit vielen weiteren Familienkonstellationen – da hier noch nicht alle Platz gefunden haben – oder vielleicht mit einer Reise zu den unterschiedlichsten Familien rund um die Welt.
