Joshua sitzt im Wohnzimmer und baut seinem Kuschelwellensittich Fritzi aus Decken und Kissen ein weiches Nest. Da fällt ihm auf, dass Vögel Eier legen, aber Menschen nicht. Das will er genauer wissen und geht zu Papi, der gerade die Wäsche zusammenlegt. Joshua erzählt ihm, dass ein Mädchen aus dem Kindergarten gefragt hat, warum er zwei Papas hat und wo eigentlich seine Mama ist. Waren er und sein Zwillingsbruder Jannis in Papis Bauch? Jannis, der alles angehört hat, ist auch neugierig und kommt hinzu. Gemeinsam machen sie es sich auf dem Sofa gemütlich und Papi beginnt zu erzählen:
Wenn man ein Baby haben möchte, braucht man zwei Menschen, die sich lieben. So wie Papi und Papa. Aber dafür braucht es auch Eizellen, und die haben Papa und Papi biologisch nicht. Daher haben sie überlegt, wie sie auf andere Art und Weise eine Familie werden. Eine Frau aus einem anderen Land, war bereit ihnen den Kinderwunsch zu erfüllen. In einer Kinderwunschklinik wurde die Leihmutterschaft in die Wege geleitet. Und dann mussten Papi und Papa viele, viele Wochen warten. In dieser Zeit wuchsen zwei Kinder im Bauch der Frau. Bis eines Tages der Anruf kam, dass die Bauchmutter Joshua und Jannis geboren hat…
Ein Kinderbuch über Leihmutterschaft
Zur Familiengründung gibt es für gleich-, trans- oder intergeschlechtliche bzw. nichtbinäre Paare und Menschen verschiedene Wege wie beispielsweise eine Samenspende, die Adoption, die Pflege-Elternschaft, das Co-Parenting oder die Leihmutterschaft. In „Papi, hast du ein Baby im Bauch?“* erzählt Marcel Kahl die Geschichte seiner eigenen Familie. Er und sein Mann haben sich ihren Kinderwunsch erfüllt und sind Eltern geworden, mit Hilfe einer Leihmutter. Für ihre individuelle Familiengeschichte und ihr persönliches Glück haben sie diesen Weg gewählt, wie Marcel Kahl in einem Interview am Ende des Buches erläutert. Die Leihmutterschaft polarisiert im ethischen Diskurs und ist in Deutschland gesetzlich nicht erlaubt, in vielen anderen Ländern aber legal.
Aber auch Kinder, die durch eine Leihmutter ausgetragen worden sind, haben Fragen in Bezug auf ihre Herkunft und möchten wissen, woher sie kommen. Und da es noch recht wenig kindgerechte Literatur zu der Thematik gibt, bietet das Buch eine verständliche Erklärung, auf die sich Eltern dabei beziehen können. Vor allem aber ist es eine Geschichte, in der es um Liebe geht. Und viel Liebe, ist das, was Kinder fürs und im Leben brauchen.
Eure Janet
