Traurig bleibt der Schneemann am Abend allein stehen, als die Kinder zurück nach Hause müssen. Wer mag schon gern allein sein? Niemand! „Der Schneemann sucht eine Frau“: Kurzerhand nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand und macht sich auf die Suche. Ob er sein Glück findet?
Es war die Zeit zwischen Winter und Frühling. Dicke Flocken waren durch die Straßen gewirbelt und die Kinder hatten vor der Schule einen Schneemann gebaut. Einen Schneemann mit einem großen runden Kopf und einer lustigen, langen Nase. Doch kaum hatten sie ihm einen Hut aufgesetzt und einen Spazierstock in den Arm gesteckt, mussten sie nach Hause. Es war Zeit zum Abendessen. Schade, dachte der Schneemann. Mit wem soll ich mich jetzt unterhalten? Allein stand er auf dem Platz. Alles still um ihn herum. Und als er sich so umschaute und überall in die hellen Stuben sah, wünschte er sich eine Frau.
Der Schneemann hob den Kopf, zog seinen Hut fest, schwang den Spazierstock und wanderte los. In einer langen Straße sah er ein weißes Kätzchen. Was für ein hübsches Schneefräulein, dachte er und sprach es an. Nein, es hatte keine Lust Frau Schneemann zu sein. Der Schneemann lief weiter, immer dem Mond hinterher bis zum Ende der Stadt. Dort überquerte er eine Brücke und kam in den Wald. Obwohl die Nacht vorüber war, wanderte er weiter. Hase, Reh und Fuchs staunten nicht schlecht, so ein Wanderer war ihnen noch nie begegnet. Weiter und immer weiter spazierte er. Je höher die Sonne stieg, desto schneller wurden seine Schritte. Doch keine Schneedame weit und breit. Der Schneemann kam auf seiner Reise ziemlich ins Schwitzen. Er wurde langsam müde. Da erblickte er etwas Weißes…
…sein Glück zu suchen. Niemals seine Träume aufgeben und vor allem sind es die kleinen Dinge des Lebens, die wirklich zählen und zufrieden machen: „Der Schneemann sucht eine Frau“* aus der Feder von Anne Geelhaar ist ein Klassiker. Eine zärtliche und berührende Geschichte; sogar ein wenig poetisch. Ein wundervolles, märchenhaft erzähltes Kinderbuch, das immer noch und immer wieder für kuschelige Vor- und Lesestunden im Winter geeignet ist. Passend illustriert von Erich Gürtzig.
Eure Janet
PS: Anne Geelhaar (1914-1998) schrieb in ihrem Leben über 60 Kinderbücher und ist auch bekannt als Autorin von Hör- und Fernsehspielen in der DDR wie beispielsweise für das Drehbuch des Märchenfilms „Das singende, klingende Bäumchen“*.
4 Antworten
„Wer mag schon gern allein sein? Niemand! “
Eine schöne Botschaft, die hier schon den lieben Kleinen vermittelt wird: Allein bist du gar nichts. Allein bist du nur ein halber Mensch. Und wenn du gerne allein bist, stimmt etwas nicht mit dir.
Kein Wunder, dass introvertierte Menschen oft ihr ganzes Leben lang glauben, sie seien verrückt.
Viele Grüße, Niemand
Ein liebes Hallo,
ganz, ganz lieben Dank für Deinen Hinweis. Ja, natürlich hast Du recht. Die Formulierung ist schon sehr absolut. Das tut mir leid. Es lag auch nicht in meiner Absicht jemanden damit zu verletzten.
Aber ich persönlich würde introvertiert nicht mit allein sein gleich setzen. Es ist wichtig so zu sein, wie man gern möchte und es sein will. Und jemanden so zu lieben, wie er sein möchte und ist.
Liebe Grüße
Janet
Ich danke Dir für diese tolle Idee. Wird gleich bestellt. Du hast wirklich sooo viele schöne Bücher schon in unser Zuhause gebracht. Tausend Dank dafür
Liebe Tanja,
oh, das freut mich so sehr! Danke für das liebe Kompliment. Genau dazu ist der Blog ja auch da, um ganz vielen tollen Kinderbüchern ein neues zu Hause zu ermöglichen. Und nicht vergessen: ab jetzt immer mindestens zwei Schneemänner/Schneefrauen/Schneekinder bauen 😉
Liebe Grüße
Janet