Buchsätze: Interview mit Raewyn Leipold-Olszowka
Schlaf und das Thema Einschlafen wird spätestens mit der Geburt eines Kindes plötzlich unglaublich wichtig. Vor allem für die Familie. Die Entstehungsgeschichte von „Willa & Schnüff“ beginnt mit der Geburt des Sohnes von Raewyn Leipold-Olszowka und Grzegorz Olszowka und mit der Erkenntnis, wie sehr der Schlaf den Alltag junger Familien dominieren kann. Und wie wenige Gutenachtgeschichten es gibt, die Kinder und Eltern zusammen hören können, wenn abends alle müde sind. Raewyn hatte die Waldgeschichten schon lange im Kopf, und beschloss die Abenteuer von Willa im Schlafland mit seinem wunderschönem Wald, den großen alten Bäumen und dem weichem Moos aufzuschreiben.
Grzegorz, Musiker, Produzent und Sprecher von Beruf, hat diese vertont; die Musik dafür komponiert, das Sounddesign gestaltet und Willa und Schnüff ihre Stimmen gegeben. In den Hörgeschichten von „Willa & Schnüff“* geht es um Themen, die bei der Einschlafbegleitung abends auftauchen, wie zum Beispiel der Umgang mit Gefühlen, Mut, Schlafmangel, Erschöpfung, Autonomie, Freundschaft und Träume. Das erste Hörspiel erschien 2020, und 2022 weitere Folgen dann als „Tonies“*. Mittlerweile gibt es 10 Folgen in einer Reihe sowie vier Sonderfolgen zu den Themen Frühling, Albtraum, Urlaub und Krankheit. Weitere Folgen sind bereits in Planung.
Was liebst du an Deiner Arbeit und worauf könntest Du verzichten?
Geschichten erfinden. Ich liebe es, wie beim Schreiben die Ideen und Bilder einfach aus meinem Kopf auf das Papier springen. Ein großer persönlicher Fortschritt ist, dass ich endlich akzeptiert habe, dass das meine Art zu schreiben ist. Und ich liebe es, zusammen mit meinem Sohn über die Geschichten zu diskutieren, während sie entstehen; wenn ich mir beispielsweise einen Waschbären ausdenke, aber er Elefanten besser findet, nehmen manche Geschichten eine ganz neue Wendung. Und schön ist es auch, gemeinsam mit meinem Kind zu der Stimme meines Mannes einzuschlafen, denn er ist derjenige, der jede Geschichte einspricht und produziert. Einschlafen ist bei uns im wahrsten Sinne des Wortes also Familiensache. Aufregend ist es außerdem, langsam zu lernen, von mir selbst als Autorin zu sprechen. Das ist schwerer, als ich dachte.
Verzichten könnte ich auf die viele Arbeit in den sozialen Medien, auch wenn sie notwendig ist, und ich das Feedback dort großartig finde. Aber sie kostet mich viel Zeit, die ich lieber in die Geschichten und das Zeichnen stecken würde – denn die Welt von Willa & Schnüff gestalte ich selbst. Außerdem könnte ich auf die Herausforderung verzichten, immer wieder Raum für die beiden zu finden, neben der Erwerbsarbeit, dem Familienleben und der Zeit für mich selbst. Die Balance ist nicht immer ganz so einfach, und doch ist es immer wieder schön zu sehen, wenn neue Folgen entstehen, wie die neue Hörgeschichte „Willa & Schnüff im Urlaub“*:
Willa & Schnüff im Urlaub
Willa Wombat lebt mit ihren Eltern in einem malerischen Wald und liebt Abenteuer, schläft aber sehr ungern ein. Das ändert sich, als sie Schnüff, einen Schnüffelbüffel, kennenlernt, der ihr zeigt, welche Abenteuer im Schlafland auf sie warten. Als die Ferien stehen vor der Tür stehen, erfährt Willa, dass ihre Familie nach Australien reisen und sie ihre Tante Ida kennenlernen wird.
Während die Eltern planen, denkt Willa über den Urlaub nach. Sie ist aufgeregt und auch ein bisschen ängstlich, da die Reise lang und mit vielen Vorbereitungen verbunden ist. Als sie am Abend einschläft, findet sie sich im Schlafland wieder. Dort entdeckt sie gemeinsam mit Schnüff einen Strand. Willa ist begeistert vom Meer, das sie zuvor noch nie gesehen hat, und sie erlebt beim Schwimmen im Wasser, mit diebischen Möwen und einem eiligen Seepferdchen wundervolle Abenteuer…
Was wäre der Titel Deiner Biografie?
„8und30“ ist der Arbeitstitel einer Autofiktion, an der ich seit zwei Jahren arbeite. Eine Biografie passt irgendwie nicht zu mir und meiner Art des Schreibens. Wenn ich aber eine schreiben sollte, würde sie heißen: „Wie gut, dass ich angefangen habe“.
Welche Autor oder welche Autorin hat Dich durch Deine Kindheit begleitet?
Janosch*, Astrid Lindgren*, Erich Kästner* – sie begleiten und begeistern mich noch heute.
Was sind Deine Lieblingswörter?
Willa & Schnüff, Donnerlüttchen, Schlaf, mucksmäuschenstill, ohrenbetäubend, blitzekleinesbisschen
Wenn du Dich für eine Superkraft entscheiden dürftest, welche wäre es?
Ich hätte gern zwei, wenn möglich. Zum einen würde ich gern Kinder innerhalb von fünf Minuten zum Einschlafen zu bringen, um dann Zeit zu haben, weitere Einschlafgeschichten zu schreiben. Und wenn das nicht möglich ist: Geduld. Geduld. Geduld.
Was steht schon lange auf Deiner Bucket List, und warum hast Du es noch nicht getan?
Ich hatte eine Bucket List, doch das ist nicht meine Methode, ich habe genug Listen im alltäglichen Leben. Aber was ich mir sehr wünsche, ist Willa & Schnüff als Buch herauszubringen. Warum ich das noch nicht gemacht habe? Weil es mir auch sehr viel Spaß macht, Hörspiele zu produzieren und das richtig viel Arbeit ist. Wenn irgendwann genug Zeit ist, kommt auch das Buch. Da bin ich sicher, ich muss nur geduldig sein.
Wenn Du täglich eine Stunde zusätzlich Zeit hättest, was würdest Du machen?
Das wäre dann meine „ImmergenaudaswasichgeradebraucheStunde“.
Ganz lieben Dank, Raewyn, für das Interview.
PS: Mehr über die Hörgeschichten von Raewyn Leipold-Olszowka und Grzegorz Olszowka erfahrt und hört ihr hier „Willa & Schnüff“* oder auch bei Instagram, Facebook oder Threads.
Bildquelle: © Raewyn Leipold-Olszowka / © Grzegorz Olszowka / © Boris Saposchnikow / © SebastianGlowinski