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Buchsätze: Interview mit Nico Sternbaum

Nico Sternbaum an seinem Arbeitsplatz zeichnend

Buchsätze: Interview mit Nico Sternbaum

Nico Sternbaum hat schon als Kind begeistert gezeichnet und Geschichten erfunden. Mit seinen Eltern erkundete er unter anderem Südafrika und baute sich im Obstgarten der Großeltern ein Baumhaus. Nach dem Abitur machte er sein Diplom an einer Kunsthochschule. Heute schreibt und illustriert er Kinderbücher, die sich großer Beliebtheit erfreuen und in andere Sprachen übersetzt wurden (u.a. ins Chinesische). „Schüttel den Apfelbaum“* und „Schaukel das Schaf“* landete auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, und mehrere Titel wurden von der renommierten Stiftung Lesen vorgestellt und empfohlen. Nico Sternbaum lebt in Wiesbaden. Er liebt Reisen, koreanisches Essen und Museen.

Was liebst du an Deiner Arbeit und worauf könntest Du verzichten?

Ich liebe die Abwechslung, die mein Beruf als freier Autor und Illustrator mit sich bringt. Mal sitze ich an der Findung neuer Buchideen, mal werden Illustrationen erstellt, ein Cover entworfen oder Texte geschrieben. Und manchmal darf ich mich auch in gänzlich neue Bereiche wie beispielsweise die Umsetzung eines Hörspiels einarbeiten oder Interviews geben – so wie heute! Andere Tage wiederum bestehen auch mal nur aus organisatorischen Aufgaben, die ich – als willkommene Abwechslung –
ebenfalls sehr schätze. Dann stehen Telefontermine mit meiner Literaturagentin oder den Verlagen, die Aktualisierung meiner Webseite oder auch einfach nur die Buchhaltung an. Das Beste an meiner Arbeit sind aber die regelmäßigen, tollen Nachrichten von kleinen und großen Leserinnen sowie Lesern – oder Eltern. Berichte darüber, dass eines meiner Bücher das absolute Lieblingsbuch der eigenen Tochter oder des Sohnes ist, sind natürlich die größte Motivation bei der Arbeit!

Worauf ich allerdings gerne verzichten könnte, wären die teils – aber leider notwendigen – langen Zeiträume, die es braucht, bis aus einer Idee ein fertiges Buch im Buchhandel wird. Da es viele Zwischenschritte notwendig sind und zahlreiche Personen aus unterschiedlichen Bereichen an der Entstehung eines Buches mitwirken, also neben den Künstler:innen noch die Literaturagenturen, Verlage, Druckereien, Logistik/Speditionen und und und . Das braucht eben alles seine Zeit. Und so kann gerne mal ein Jahr oder auch mehr vergehen, bis man als Autorin oder Autor sein gedrucktes Buch endlich in den Händen halten darf. Da muss man wirklich lernen, sich in Geduld zu üben.

Wie sieht ein typischer Tag bei Dir aus? Oder gibt es die gar nicht?

Im Grunde schon, zumindest was den Rahmen angeht. Der Morgen beginnt bei mir – ich bin Frühaufsteher, auch am Wochenende – fast immer mit einer Tasse Tee. Danach arbeite ich zuerst meine E-Mails und Zuschriften über Social Media am Computer ab und plane meinen Arbeitstag, bevor ich frühstücke. Dann folgen in der Regel, wie oben schon beschrieben, meist längere Phasen der Ideenfindung, des Zeichnens oder des Schreibens. Und diese werden dann immer mal wieder von organisatorischen Aufgaben unterbrochen. Manchmal arbeite ich auch am Wochenende und nehme mir dafür in der Woche ein oder zwei Tage frei, wenn es die Zeit erlaubt. Das ist natürlich ein riesiger Luxus, den ich auch zu schätzen weiß, und für den ich sehr dankbar bin!

Was war das Verrückteste, was Dir je in Bezug auf die Buchbranche passiert ist?

Oje, das war vermutlich mein allererster Besuch auf der Frankfurter Buchmesse. 2008 müsste das gewesen sein. Ich hatte damals noch kein Buch veröffentlicht, nur grobe Ideen und wollte erste Kontakte zu Verlagen knüpfen. Kaum in der Halle für Kinder- und Jugendbücher angekommen, stieß ich als erstes auf den Stand des Carlsen Verlages. Bingo!, dachte ich, denn es gab Bilderbücher, Comics und Jugendromane – genau das was ich suchte! Nachdem ich mir fasziniert alle Neuerscheinungen in den Bücherregalen angeschaut hatte, wollte ich meine vorbereitet Mappe mit Arbeitsproben und Kontaktdaten am Stand abgeben. Ging nur leider nicht, ich habe sie einfach nicht aus dem Rucksack bekommen. Die hatte sich so sehr verhakt, dass ich an dem vollkommen überfüllten Stand meinen nicht weniger überfüllten Rucksack fast komplett ausräumen, die Mappe rausholen und alles wieder einräumen musste.

Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich dann keuchend und mit hochrotem Kopf wieder aus der Menschenmenge aufgetaucht und ganz stolz zu den Verlagsmitarbeite:innen, die nur wenige Meter vor mir am Tresen standen, gelaufen. Allerdings haben mich alle sehr misstrauisch, meine Mappe kommentarlos entgegengenommen und dann zwischen den zahllosen Menschen die Buchschränke untersucht, vor denen ich gekniet hatte. Ich bin dann etwas irritiert weitergegangen und erst kurz danach ist mir eingefallen, dass die Damen und Herren wahrscheinlich dachten, ich hätte Bücher gestohlen, diese am Boden mühsam in meinen noch immer übervollen Rucksack gestopft – und als Krönung auch noch meine Kontaktdaten hinterlassen, in der Hoffnung, man würde vielleicht gerne mit mir zusammenarbeiten. Kein Wunder also, dass mich alle wie einen Außerirdischen angeschaut haben.

Kurz danach bin ich dann, noch immer in Gedanken versunken, versehentlich einem als Tiger verkleideten Teenager auf den etwas zu langen Plüschschwanz getreten, sodass er ruckartig ausgebremst und zu Boden gezogen wurde. Aber noch bevor ich mich richtig entschuldigen konnte, hatte mich die Menschenmenge schon weitergeschoben. Und als ob das nicht an Unglück reichen würde, hatte ich mich irgendwann verlaufen und war, statt bei dem von mir gesuchten Kinderbuchverlag, plötzlich neben Dieter Bohlen gelandet, der gerade ein kleines Podium bestieg, um seinen neues Buch vorzustellen – und ich kam nicht mehr weg, weil immer mehr Besucher:innen, Journalist:innen und Fotograf:innen sich um mich drängten, sodass ich dem Spektakel eine ganze Weile unfreiwillig beiwohnen musste.

Keine Ahnung, ob ich an diesem Tag mit Blick auf meinen beruflichen Zukunftswunsch als Autor und Illustrator irgendwas erreicht hatte, aber wer noch Loriots Pannen-Sketch „Das Bild hängt schief“ kennt, dem sei versichert: Manchmal sind Fiktion und Realität näher beieinander, als einem lieb ist …

Mit welcher Farbe würdest Du Deine Bücher beschreiben?

Ein warmer Gelbton.

Zu welchen Themen möchtest Du noch gerne Bücher veröffentlichen?

Da gibt es so viele. Ich habe gerade meinen ersten Comicroman „Jimmy Fox. Magischer Volltreffer (leider voll auf’s Auge)“* für Kinder ab 8 Jahren veröffentlicht. Ich möchte gerne zukünftig noch möglichst viel Humoriges zu Themen wie zum Beispiel Ferienlager, Schulalltag, berufliche Träume, Haustiere und Freundschaft schreiben – aber unbedingt auch mal wieder kreative Bücher wie beispielsweise Mal- und Zeichenschulen für Kinder ab 3 Jahren illustrieren.

Welches Buch/welcher Autor hat Dich durch Deine Kindheit/Jugend begleitet?

In der Kindheit unter anderem Eric Carle*, in der Jugend besonders Stefan Wolf*.

Was liest Du zurzeit?

„Herr der Diebe“*, ein Jugendroman von Cornelia Funke.

Ganz lieben Dank, Nico für das Interview.
PS: Mehr über Nico Sternbaum und seine Bücher, Hörspiele und Projekte findet ihr hier https://www.nicosternbaum.de/ und auf Instagram.

Bildquelle: © Nico Sternbaum / © Bassermann Verlag / © ‎Schneiderbuch

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